„Anna ist nicht mehr meine Freundin, die ist doof!“
„Mit mir mag keiner spielen!“
„Die schließen mich schon wieder aus!“
„Auf whatsapp schicken mir meine Freunde komische Bilder!“
„Ich möchte nicht mehr in die Schule!“
„Ich habe Bauchschmerzen!“
Im schulischen Zusammenleben ist bestimmt schon einmal der eine oder andere Satz so ähnlich gefallen. Auch bei uns an der Grundschule in Jeserig. Daher suchten wir nach einer Projektidee, die uns Lehrer und unsere Schüler für das Thema „Mobbing“ sensibilisieren sollte. Kurz vor Weihnachten startete unser Antimobbingprojekt rund um Moppel und Mücke organisiert vom Pohlibri Verlag. Drei Tage durften unsere Dritt- und Viertklässler mit unterschiedlichen Coaches arbeiten. Es ging vor allem darum, die Persönlichkeit jedes einzelnen Kindes zu stärken, einen besseren Zusammenhalt der Klasse zu fördern und Wertschätzung, Toleranz und Teamfähigkeit nicht nur zu hören, sondern zu erleben.
Ist das noch ein Streit oder ist das Mobbing? Das war eine ganz wichtige und zentrale Frage in unserem Projekt. Denn Mobbing ist eine der größten Herausforderungen, denen Schüler, Lehrer und Eltern ausgesetzt sind. Ein Streit unter Freunden ist wichtig. Er gehört zum Leben dazu. Daran wachsen unsere Kinder. Aber was bedeutet richtig zu streiten? Und was ist nun eigentlich der Unterschied zum Mobbing? An drei Tagen konnten die Kinder mit unterschiedlichen Coaches erleben, dass es sich „klasse“ anfühlt, wenn man gemeinsam neue Herausforderungen bewältigen muss! Unsere Schüler waren ziemlich überrascht als sie an der ersten Station auf einen Tanzcoach trafen. Coole Moves, Rapgesang und einen Song tanzen, in dem es um Kränkung, Beschimpfung und Mobber geht, war für alle eine Herausforderung. Wie sehr Tanz und Musik verbindet, konnte jede Klasse am letzten Tag erleben, als es zur großen Aufführung des Songs gemeinsam mit allen Klassen kam.
Kunst und Mobbing war ein weiteres Thema an einer anderen Station. Unterschiedliche Sichtweisen, bei unterschiedlichen Betrachtungen aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Eine tolle Reise, die uns vom Kunstwerk zurück in die Realität mitnahm. Wie kann ich denn eine Streitsituation mal aus verschiedenen Blickwinkeln wahrnehmen? Das Wichtigste für die Klasse war es, dass jeder Schüler seine eigene Sichtweise benennen sollte, sich aber auch auf die Bedürfnisse der anderen Kinder einstellen musste, so dass am Ende ein gemeinsames Kunstwerk entstehen konnte.
Am faszinierendsten war für uns der Boxcoach. Aber wie passen boxen und Mobbing zusammen? Zuerst einmal lernten die Kids, dass boxen nur im Boxring stattfinden darf, nach festgelegten Regeln. Diese körperliche Erfahrung, das Austesten eigener Grenzen, das Wahrnehmen des eigenen Körpers und der Signale anderer Kinder schulte unsere Kinder auf eine ganz tolle Art und Weise.
An der vierten Station drehte sich alles um die Geschichte von Moppel und Mücke. Im Gespräch mit den Schülern ging es vor allem darum, was ich als Gemobbter tun sollte, was die Zuschauer bewirken und warum es Mobber gibt. Über Gedankenspiele und durch die anschauliche Geschichte des Kinderbuches „Moppel wird gemobbt“ wurden die Kinder zum Gedankenaustausch angeregt.
Drei interessante Projekttage, an denen alle Beteiligten viel lernen durften, gingen irgendwann zu Ende. Ein Projekt, das uns allen viel Spaß bereitet hat und bis heute positiv nachhaltig wirkt.
Das Projekt wurde großzügig durch die Kaufmännische Krankenkasse unterstützt sowie mit Mitteln aus dem „Aufholen nach Corona“ Programm des Bildungsministeriums finanziert. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle noch einmal allen Sponsoren und den Verantwortlichen und Coaches vom Pohlibri Verlag.
M. Brenner